Office 365 / Microsoft 365 datenschutzkonform konfigurieren und nutzen

Da die Offline-Produkte von Microsoft Office zunehmend vom Markt verschwinden, denken immer mehr Unternehmen über den Einsatz von Office 365 und dessen Online-Funktionen nach (seit April 2020 wird die Produktgruppe als Microsoft 365 geführt). Bei der Einrichtung von Microsoft 365 existieren jedoch einige datenschutzrechtliche Fallstricke, welche im schlimmsten Fall zu einem Bußgeldrisiko führen. Diese Risiken lassen sich durch die richtigen Einstellungen zum großen Teil umgehen.

Im Kern geht es darum, die Übermittlung von Daten an Microsoft weitestgehend zu unterbinden. Allerdings sind dann auch nicht alle Funktionen von Microsoft 365 nutzbar. Der folgende Überblick zeigt Ihnen die erforderlichen Datenschutzeinstellungen im Vergleich mit den jeweils auftretenden Einschränkungen für die Usability bzw. Einsatzgebiete im Unternehmen.

Notwendige Einstellungen für den datenschutzkonformen Einsatz von Microsoft 365

Um den folgenden Empfehlungen nachkommen zu können, muss eine eventuell noch ältere Version von Office 365 zunächst auf Version 1905 oder höher aktualisiert werden. Erst mit dieser Version wurden die entsprechenden Einstellungsmöglichkeiten in Office 365 / Microsoft 365 implementiert (siehe die Infobox zum geschichtlichen Hintergrund).

Anschließend sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Die Nutzung von Connected Experiences/Services in Office 365 muss deaktiviert werden. Diese Services übermitteln Daten in großem Umfang an Microsoft und dürfen daher nicht genutzt werden. Damit fallen Funktionen wie z.B. der Übersetzer oder die Raumsuche weg.
  2. In den Einstellungen muss beim Senden der Diagnosedaten die Option „weder noch“ ausgewählt werden. Ein direkter Nachteil für den Nutzer entsteht hierdurch nicht.
  3. Das Telemetrie-Niveau von Microsoft 365 ist auf „weder noch“ zu stellen. Dies kann per Gruppenrichtlinie oder als Registry-Eintrag vorgegeben werden. Ebenso sollte bei dieser Gelegenheit das Telemetrie-Niveau in Windows 10 Enterprise auf „Security“ gesetzt werden. In Windows 10 Home und Professional ist es hingegen nicht möglich, die Übermittlung von Messdaten vollständig abzuschalten. Daher kann momentan lediglich Windows 10 Enterprise bzw. die Education-Version datenschutzkonform eingesetzt werden (siehe unser Ratgeber zum Einsatz von Windows im Unternehmen).
  4. Der Versand von Daten im Rahmen des Customer Experience Improvement Programms (CEIP) sollte unterbunden werden. Auch dies kann in der Gruppenrichtlinie oder per Registry-Eintrag geregelt werden und hat keine Folgen für den Nutzer.
  5. Die LinkedIn-Integration von Mitarbeiterkonten ist zu deaktivieren. Dies kann in der Administratoroberfläche eingestellt werden. Derzeit ist die Funktion in Deutschland per Default deaktiviert. Allerdings sollte dies nach Updates überprüft werden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Microsoft bei Updates Änderungen an den Einstellungen vornimmt.
  6. Je nach Sensitivität der Daten sollte die Customer Lockbox oder der Customer Key verwendet werden. Dies ist mit Zusatzkosten verbunden, da Microsoft für diese Services zusätzliche Gebühren erhebt. Die Alternative wäre, keine sensiblen Daten in Microsoft 365 zu verarbeiten.
  7. Sofern Workplace Analytics oder Activity Reports genutzt werden sollen, ist vor Aktivierung ggf. eine eigene Datenschutzfolgenabschätzung durchzuführen und der Betriebsrat in Kenntnis zu setzen. Das Plugin „Insights“ sollte dabei nicht installiert werden, da hierbei zusätzliche Informationen für die Analytics-Analyse gesammelt werden.
  8. Nutzer sind nach Möglichkeit technisch und durch interne Richtlinien davon abzuhalten, Office-Online-Anwendungen oder mobile Office-Applikationen zu verwenden. In einer Datenschutzfolgenabschätzung im Auftrag der niederländischen Aufsichtsbehörde wurde die Zulässigkeit der Online-Anwendungen und mobilen Applikationen von Office 365 bewertet. Diese kommt zu dem Schluss, dass deren Einsatz an fünf Punkten ein hohes datenschutzrechtliches Risiko für den Betroffenen birgt und daher unterlassen werden sollte (siehe die Infobox). Das schränkt die Nutzung von Office 365 / Microsoft 365 in vielen Bereichen ein, da die Programme nur vorinstalliert auf einem PC oder Mac genutzt werden können, nicht hingegen auf Smartphones.

Da sich die konkreten Einstellungsmöglichkeiten nach Version und Betriebssystem unterscheiden können, ist es uns nicht möglich an dieser Stelle eine Schritt-für-Schritt Lösung anzubieten. Allerdings finden sich im Internet Anleitungen bzgl. aller Punkte, zum Teil sogar von Microsoft selbst. In der Regel sollte die IT-Abteilung weiterhelfen können.

Sofern all diese Anforderungen beachtet werden, lässt sich Office 365 für den Moment datenschutzkonform einsetzen. Es bleibt jedoch zu beobachten, ob Microsoft die nun gelebte Datensparsamkeit beibehält oder ob die Aufsichtsbehörden weitere Erkenntnisse hinsichtlich der Datenübermittlung erlangen.

Erforderlichkeit einer Datenschutzfolgenabschätzung

Da all diese Erkenntnisse primär auf einer in den Niederlanden durchgeführten Datenschutzfolgenabschätzung beruhen, stellt sich für vielen Unternehmen die Frage, ob eine solche für den eigenen Einsatz durchzuführen ist.

Die ist in der Regel nicht erforderlich, sofern die obigen Einstellungen in Microsoft 365 vorgenommen werden. Durch diese wird die Datenübermittlung an Microsoft bestmöglich eingeschränkt, so dass kein hohes Risiko für die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen besteht. Die von der niederländischen Regierung vorgenommene Datenschutzfolgenabschätzung hatte den Hintergrund, dass damals noch keine Möglichkeit der Einschränkung bzgl. der Übermittlung an Microsoft gegeben war. Daher lag noch ein hohes Risiko vor, welches eine Datenschutzfolgenabschätzung durch den Anwender notwendig machte.

Einzig wenn Workplace Analytics oder Activity Reports genutzt werden sollen, ist ggf. eine Datenschutzfolgenabschätzung erforderlich.

Fazit: Datenschutzkonforme Konfiguration von Microsoft 365 lohnt sich

Befolgt man diese Empfehlungen, dann lässt sich Microsoft 365 in der Theorie weitestgehend datenschutzkonform einsetzen. Probleme können sich jedoch bei der praktischen Umsetzung zeigen, gerade wenn kritische Produkte bereits in die Arbeitsabläufe integriert wurden. Wie gezeigt, lassen sich einige praktische Funktionen von Microsoft 365 nicht datenschutzkonform nutzen.

Im Ergebnis hat dann eine Abwägung zu erfolgen: Entweder die eigenen Prozesse werden entsprechend angepasst oder man akzeptiert das verbleibende datenschutzrechtliche Restrisiko. Es sollte dabei im Hinterkopf behalten werden, dass die Aufsichtsbehörde im schlimmsten Fall die Nutzung von Microsoft 365 untersagen könnte. Sofern dann bereits das gesamte Arbeitsumfeld in die Microsoft-365-Umgebung migriert bzw. dort etabliert wurde, kann dies das Unternehmen vor erhebliche Probleme stellen. Daher raten wir dringend, die oben genannten Einstellungen vorzunehmen.

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4 Kommentare

  1. Arnold Profilbild
    Arnold

    Vielen Dank für diese gute und strukturierte Zusammenfassung. Mit diesen Vorgaben wird es für die Unternehmen sehr viel einfacher, die Einstellungen so zu wählen, dass sie wenigstens in Grundzügen. den Anforderungen der EU-DSGVO gerecht werden.

    Auch wenn der Cloud- und der Patriot Act immer noch gegen eine vollumfängliche Nutzung sprechen. Dieses Risiko sollte über das Risikomanagement der Unternehmen bewertet werden. Derzeit ist es noch eine Grauzone, da noch nichts “schlimmes” passiert ist. Wenn das erste Unternehmen, durch einen Angriff auf Microsoft, in großem Umfang personenbezogene Daten verliert, werden wir sehen, wie von Seiten der EU darauf reagiert wird.

  2. IT Office Profilbild
    IT Office

    I keep on wondering why G-Suite is flying under the radar with the authorities. Although it seems that only smaller companies and educational institutions are using G-Suite, there seems to be proliferation of G-Suite implementation in German schools since the spring lockdown. Considering that the system will be used to process data of vulnerable data subjects, children, and that the free version does not offer EU hosting.

  3. IT Office Profilbild
    IT Office

    Thank you for this information. I would also be interested in analysis for G-Suite in Education, as it offers similar service.
    Did you also take into consideration German Office365 cloud and capabilities?

    1. Michael Weiß Profilbild
      Michael Weiß

      Thank you for your comment.

      We have also included the German cloud for Office365 in our analysis. This primarily takes into account the storage location and the avoidance of access to the data stored there, especially by US authorities. The remaining points of criticism, namely the other use of the data by Microsoft, remain.

      We have not yet performed an analysis for G-Suite. The background to this is that there has not yet been a detailed examination by supervisory authorities or similar. This is probably because G-Suite is usually only used in smaller companies and does not have the same distribution as Office365.

      Google has so far not attracted attention through a practice that conforms to data protection regulations. It is therefore difficult to correctly classify the efforts made by Google with regard to GDPR conformity. At this point it is also necessary to distinguish between contractual assurances and the actual processing of the data. As soon as more detailed information is available, we will also write an article on this subject. If you like, you may commission us to carry out an examination, especially for the education sector.

      [Frage Deutsch]: Vielen Dank für diese Informationen. Ich wäre auch an einer Analyse für die G-Suite im Bildungsbereich interessiert, da sie einen ähnlichen Service bietet.
      Haben Sie auch die Cloud und die Möglichkeiten der deutschen Version von Office365 in Betracht gezogen?

      [Antwort Deutsch]: Vielen Dank für Ihren Kommentar.

      Wir haben bei unserer Analyse auch die deutsche Cloud für Office365 einbezogen. Diese berücksichtigt primär den Speicherort und die Vermeidung des Zugriffs speziell von US-Behörden auf die dort gespeicherten Daten. Die übrigen Kritikpunkte, namentlich die anderweitige Verwendung der Daten durch Microsoft, bleiben auch dabei bestehen.

      Eine Analyse für G-Suite haben wir bisher noch nicht durchgeführt. Hintergrund ist dabei, dass bisher noch keine ausführliche Prüfung durch Aufsichtsbehörden oder dergleichen stattgefunden hat. Das dürfte daran liegen, dass G-Suite in der Regel nur in kleinere Unternehmen zum Einsatz kommt und keine Verbreitung wie Office365 vorweisen kann.

      Google ist bisher nicht durch eine datenschutzkonforme Praxis aufgefallen. Daher ist es schwierig, die von Google vorgenommenen Anstrengungen hinsichtlich DSGVO-Konformität korrekt einzuordnen. Man muss an dieser Stelle auch unterscheiden zwischen den vertraglichen Zusicherungen und der tatsächlichen Verarbeitung der Daten. Sobald nähere Informationen vorhanden sind, werden wir auch hierzu einen entsprechenden Artikel verfassen. Gerne können Sie uns auch mit einer Prüfung, speziell für den Bildungsbereich, gesondert beauftragen.

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