KI-Modelle mit eigenen Trainingsdaten verbessern

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Der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt sich zunehmend zur entscheidenden Wettbewerbsgröße in nahezu allen Branchen. Vor allem Large Language Models (LLMs) haben dabei an Popularität gewonnen. Allerdings stoßen Standardmodelle schnell an Grenzen, wenn spezifische Fragen beantwortet werden sollen. Genau hier setzen eigene Trainingsdatensätze an, die speziell auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten sind. Doch wie verbessern eigene Daten die Leistung und Relevanz von LLMs und was ist dabei besonders zu beachten?

Warum eigene Trainingsdaten entscheidend sind

Ein KI-Modell kann grundsätzlich nur so gut sein wie die Daten, mit denen es trainiert wurde. Standardisierte LLMs sind auf breite, generische Datensätze angewiesen. Das führt dazu, dass sie häufig allgemeine Antworten liefern, die zwar (meist) korrekt, aber nicht spezifisch genug sind.

Hinzu kommt das Problem, dass KI-Modelle immer wieder Fakten erfinden, wenn keine passenden Informationen im Trainingsdatensatz waren. So wurde in den USA bereits eine Kanzlei zu einem Bußgeld verurteilt, weil sie vor Gericht mit von ChatGPT erfundenen Präzedenzfällen argumentiert hatte, ohne diese vorab zu prüfen.

Eigene Trainingsdaten ermöglichen es, KI-Anwendungen gezielt auf bestimmte Anforderungen hin zu optimieren und sorgen somit für eine höhere Relevanz und Genauigkeit der Ergebnisse. Diese individualisierte Datengrundlage verbessert nicht nur die fachliche Genauigkeit, sondern sorgt auch dafür, dass das KI-System besser die Sprache, das Wissen und die Besonderheiten des jeweiligen Unternehmens widerspiegelt.

Durch das Training der KI mit eigenen bzw. fachspezifischen Trainingsdaten entsteht eine passgenaue KI-Lösung, die einen echten Mehrwert im Unternehmen schafft und gleichzeitig die Akzeptanz bei Mitarbeitenden und Kunden erhöht. Besonders in Branchen mit hohem regulatorischem Druck, wie dem Gesundheitswesen oder der Finanzindustrie, kann diese Präzision entscheidend sein.

Welche Arten von Daten eignen sich fürs KI-Training?

Nicht jede Unternehmensinformation eignet sich gleichermaßen gut für das Training eines KI-Modells. Besonders effektiv sind strukturierte Daten, die spezifische Zusammenhänge, Fachwissen und unternehmensspezifische Terminologien abbilden. Dazu zählen etwa:

  1. Kundeninteraktionen: E-Mails, Chats, Anfragen und Feedback, welche die Sprache der Zielgruppe präzise widerspiegeln.
  2. Produkt- und Dienstleistungsinformationen: Technische Datenblätter, Produktbeschreibungen und Bedienungsanleitungen, die spezifisches Fachwissen enthalten.
  3. Historische Geschäftsdaten: Verkaufszahlen, Berichte, Marktforschungsergebnisse und strategische Dokumente, die relevante wirtschaftliche und strategische Zusammenhänge sichtbar machen.
  4. Interne Wissensdatenbanken: Protokolle, Berichte, Handbücher und FAQs, die internes Know-how bündeln und zentral verfügbar machen.
  5. Marketing- und Social-Media-Daten: Inhalte von Websites bzw. Blogs sowie aus sozialen Netzwerken, Kampagnenanalysen und Kundenbewertungen, um Trends und Stimmungen der Zielgruppen besser zu verstehen.
  6. Sensordaten und IoT-Daten: Betriebsdaten aus der Produktion oder Logistik, welche Echtzeitinformationen liefern und somit KI-gestützte Analysen ermöglichen.
  7. Finanzdaten: Budgetplanungen, Rechnungsdaten und Finanzberichte, um strategische Entscheidungen besser zu unterstützen und Risiken frühzeitig zu erkennen.
  8. Rechtliche Dokumente: Verträge, AGBs, Richtlinien und Gesetzestexte, besonders in stark regulierten Branchen.

Indem diese Daten integriert werden, kann das KI-Modell besser auf den individuellen Kontext reagieren und genauere, relevantere Antworten generieren. Eine solcherart trainierte KI ist auch vertrauenswürdiger – ein zentraler Aspekt bei der Akzeptanz durch Stakeholder.

Aufbereitung und Strukturierung von Trainingsdaten

Die Vorbereitung der eigenen Trainingsdaten für die KI ist entscheidend für den Erfolg. Dabei sollten Unternehmen wie folgt vorgehen:

Zunächst müssen die Daten von Redundanzen, Fehlern und irrelevanten Informationen befreit werden. Eine saubere Datenbasis steigert die Qualität und Verlässlichkeit der KI-Ergebnisse deutlich.

Daten sollten logisch und nachvollziehbar strukturiert sein, um sie effizient nutzen zu können. Dies geschieht etwa durch die klare Klassifizierung nach Themenbereichen, relevanten Keywords oder spezifischen Anwendungsszenarien.

Wichtig ist auch die manuelle oder halbautomatische Annotation, bei der Daten mit zusätzlichen Informationen oder Labels versehen werden. Dies erhöht die Effektivität des Trainings maßgeblich.

Regelmäßige bzw. stichprobenartige Kontrollen gewährleisten, dass die Datenqualität kontinuierlich hoch bleibt. Dies beinhaltet auch, neue Datenquellen systematisch und nach strengen Kriterien auszuwählen und zu integrieren.

Ergänzung bestehender Datensätze durch gezielte Datensammlung, Simulation oder Generierung synthetischer Daten hilft, das KI-Modell weiter zu verbessern.

Häufig lohnt sich der Einsatz geeigneter Tools und Plattformen, um Daten aus verschiedenen Quellen effektiv zusammenzuführen und für das KI-Training nutzbar zu machen.

Eine umfangreiche Dokumentation von Herkunft, Nutzung und Besonderheiten der verwendeten Daten dient dazu, Transparenz und Nachvollziehbarkeit sicherzustellen.

Der Aufbau eines Systems, das Nutzerfeedback automatisch analysiert und in das Trainingssystem einspeist, ist der Schlüssel zur kontinuierlichen Verbesserung.

Technische Integration eigener Datensätze in bestehende LLMs

Ein wichtiger Aspekt ist der optimale Einspeisungszeitpunkt und die Systemkompatibilität: Der ideale Zeitpunkt zur Integration eigener Daten liegt nach Abschluss der ersten Prototypentests, um die Basisleistung zu stabilisieren. Danach empfiehlt sich eine zyklische Aktualisierung – etwa monatlich oder nach jeder größeren Release. Dieser Ansatz funktioniert mit allen gängigen Deep‑Learning‑Frameworks (TensorFlow, PyTorch, Hugging Face Transformers), da sie auf modularen Daten‑APIs basieren.

Dazu stehen Unternehmen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:

Fine-Tuning ist der direkte Weg, Ihr bestehendes LLM mit Ihren firmenspezifischen Daten zu veredeln. Dabei laden Sie Ihre Datensätze in den Trainingsprozess und lassen das Modell für wenige Epochen nachtrainieren. Diese Methode eignet sich besonders, wenn Sie bereits eine solide Basisleistung erreichen und das Modell nur punktuell anpassen möchten. Unternehmen profitieren dadurch von:

  • Präzision: Spezifische Domänenkenntnisse werden stärker gewichtet
  • Effizienz: Weniger Rechenaufwand im Vergleich zum kompletten Neuaufbau
  • Kontinuität: Bewahrung der bisherigen Generalisierungsfähigkeit

Beispiel: Ein Versicherer nutzt Schadensberichte und Policendokumente, um sein LLM für präzisere Antworten in Kundenanfragen anzupassen.

Beim Prompt Engineering verzichtet man auf das Nachtrainieren und setzt stattdessen auf intelligente Eingabeaufforderungen. Sie formulieren Prompts so, dass das Modell kontextrelevante Informationen aus Ihren Dokumenten zieht – etwa durch Einbettung von Meta-Informationen oder exemplarischen Frage-Antwort-Paaren. Vorteile:

  • Schnelle Umsetzung: Kein Training nötig, ideal für Prototypen
  • Kostengünstig: Vermeidet Cloud-Kosten für Trainingsstunden
  • Flexibilität: Prompts lassen sich jederzeit anpassen

Beispiel: Ein E‑Commerce-Unternehmen erstellt dynamische Prompts, die Produktmerkmale und Kundenvorlieben kombinieren, um personalisierte Empfehlungen auszugeben.

Eine Kombination beider Ansätze bietet das Beste aus zwei Welten. Starten Sie mit Prompt Engineering, um schnelle Iterationen zu fahren, und führen Sie dann ein gezieltes Fine-Tuning für die vielversprechendsten Szenarien durch. So können Sie:

  • Risiken minimieren: Erst validieren, dann investieren
  • Budget steuern: Trainingsaufwand gezielt einsetzen
  • Qualität sichern: iterative Tests führen zu besseren Ergebnissen

Beispiel: Ein Finanzdienstleister führt zuerst Prompt-gestützte Szenarien durch, um die relevantesten Fragestellungen zu identifizieren, und optimiert anschließend mit Finetuning auf diese Bereiche.

Durch die Anbindung externer Datenbanken und APIs integrieren Sie stets aktuelle Informationen, ohne das LLM direkt neu zu trainieren. Diese Methode eignet sich, wenn sich Ihre Daten laufend ändern – etwa Börsendaten, Nachrichtenfeeds oder CRM-Einträge. Wichtige Aspekte:

  • Dynamik: Antworten spiegeln Echtzeit-Daten wider
  • Skalierbarkeit: Unbegrenzte Datenmengen via API
  • Redundanzvermeidung: Keine Duplikation großer Datensätze

Beispiel: Ein Reiseanbieter nutzt Wetter- und Flugdaten-APIs, um Kunden während der Buchungstage aktuelle Informationen zu liefern.

Beim Continuous Learning etabliert man automatisierte Pipelines, die neue Datenquellen kontinuierlich einpflegen. Dabei sind regelmäßige Evaluierungen – etwa monatlich oder quartalsweise – entscheidend, um Qualitätseinbrüche zu erkennen. Kernelemente:

  • Automatisierte Datenflüsse: Von Datensammlung bis Training
  • Metriken und Monitoring: Erfolgskontrolle via Accuracy, F1-Score etc.
  • Governance: Klare Richtlinien für Datenaufnahme und -löschung

Beispiel: Ein Onlineshop aktualisiert sein Modell wöchentlich mit den letzten Kundenbewertungen, um Trends und Stimmungen unmittelbar abzubilden.

Cloud-Anbieter wie AWS SageMaker, Google Vertex AI oder Azure ML bieten End-to-End-Pipelines für Datenaufbereitung, Training und Deployment. Vorteile:

  • Elastizität: Ressourcen nach Bedarf hoch- und runterfahren
  • Sicherheits- und Compliance-Module: DSGVO- und ISO-zertifizierte Umgebungen
  • Integrationen: Vorhandene BI- und Data-Warehouse-Anbindungen

Beispiel: Ein Pharmaunternehmen nutzt Azure ML zur Verwaltung großer medizinischer Bilddatensätze und parallelem Training wissenschaftlicher Modelle.

Edge-Lösungen verlagern Inferenz und gelegentliches Training auf lokale Geräte oder On-Premise-Server. Dies reduziert Latenz und minimiert Datenverkehr in die Cloud. Einsatzfelder:

  • IoT-Umgebungen: Produktionsmaschinen mit KI-gesteuerter Wartung
  • Datenschutzintensive Anwendungen: Medizinische Diagnosesysteme, bei denen Patientendaten lokal bleiben

Beispiel: Ein Fertigungsbetrieb deployt Modelle direkt auf Robotiksteuerungen, um Qualitätsprüfungen in Echtzeit auszuführen.

Datenschutz als zentrale Herausforderung

Gerade beim Einsatz eigener Trainingsdaten spielt der Datenschutz eine entscheidende Rolle. Unternehmen müssen sicherstellen, dass personenbezogene Daten gemäß der DSGVO und anderen relevanten Datenschutzvorgaben geschützt bleiben. Anonymisierung, Zugriffskontrollen, transparente Prozesse und regelmäßige Compliance-Checks sind hierfür essenziell.

Zusätzlich sollten Unternehmen prüfen, ob externe Dienstleister – etwa beim Cloud-Hosting – den gleichen strengen Anforderungen genügen.

Fazit: Eigene Trainingsdaten sind der Booster zur KI-Wettbewerbsfähigkeit

Der gezielte Einsatz eigener Trainingsdaten ermöglicht es Unternehmen, die Genauigkeit, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit ihrer KI-Anwendungen erheblich zu steigern. Durch individuelle Datengrundlagen können maßgeschneiderte Lösungen entstehen, die sowohl strategische Vorteile sichern als auch die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter erhöhen. Besonders im Zusammenspiel mit Prozessautomatisierung und datengetriebenen Geschäftsmodellen entstehen neue Potenziale. Unternehmen, die eigene Daten sinnvoll nutzen, schaffen nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch Innovationsräume für neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle.

Eigene Trainingsdatensätze sind also entscheidend, um KI-Systeme wirklich effektiv einzusetzen. Unternehmen, die gezielt auf diese Ressource setzen, stärken nachhaltig ihre Position im Wettbewerb. Die Qualität und die Relevanz dieser Daten werden dabei zum zentralen Erfolgsfaktor. Wer heute beginnt, eine systematische Datenstrategie zu etablieren, schafft die Basis für zukunftsfähige, leistungsstarke KI-Lösungen – und verschafft sich damit einen entscheidenden Vorsprung am Markt.

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